UN mahnt Deutschland: Inklusion hinkt!
Arbeit und Beschäftigung sind auch für Menschen mit Behinderungen gefordert.
Die Vereinten Nationen prüfen die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention. Dies geschieht im Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen und der hat am 17. April seine Abschließenden Bemerkungen zum Staatenprüfungsverfahren Deutschlands veröffentlicht.
Das Deutsche Institut für Menschenrechte fasst die Ergebnisse zusammen: „Der Ausschuss formuliert in seinen Abschließenden Bemerkungen klare und richtungsweisende Anforderungen, wie die UN-Behindertenrechtskonvention weiter umgesetzt werden soll. Bund, Länder und Gemeinden haben aus Genf sehr viele Hausaufgaben bekommen. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland die Weichen für eine inklusive Gesellschaft stellt. Dabei ist nicht nur das Tempo zu erhöhen, sondern es müssen auch Strukturen geändert und gesellschaftliche und politische Widerstände gegen Inklusion überwunden werden.
So fordert der Ausschuss bei Wohnen, Bildung und Arbeit den Ausbau inklusiver Strukturen. Der Ausschuss legt Deutschland zudem nahe, die Zahl der Sonderschulen deutlich zu verringern, behinderte und nicht-behinderte Kinder gemeinsam zu beschulen sowie die Werkstätten zugunsten einer Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt abzuschaffen. Der Ausschuss übt berechtigte Kritik an der heute in Deutschland üblichen gesellschaftlichen Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen. Das Festhalten an den Doppelstrukturen bei Wohnen, Bildung und Arbeit ist eindeutig konventionswidrig.“
Der Ausschuss empfiehlt zum Artikel 27 (Arbeit und Beschäftigung), in Deutschland einen Inklusiven Arbeitsmarkt zu schaffen, der den Richtlinien der Konvention entspricht. Ausgehend von der Sorge über die Absonderung auf dem Arbeitsmarkt empfiehlt der Ausschuss die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten mit barrierefreien Arbeitsplätzen.
Das Modellprojekt „Karriereplanung inklusive“ engagiert sich nachhaltig für Inklusion auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt: Weiterbildung steht im Fokus – Weiterbildung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, zur Sicherung von Arbeitsverhältnissen und Weiterentwicklung im betrieblichen Umfeld.
Das Modellprojekt – gefördert aus dem Ausgleichsfonds des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales – recherchiert Weiterbildungsangebote, die für Menschen mit Behinderung, und besonders Personen mit Lernschwierigkeiten nutzbar sind. Dabei zeigt sich, dass es kaum geeignete Kurse/Seminare gibt und zudem bei Weiterbildungsanbietern auch nur ein geringes Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Angebote besteht.
Karriereplanung inklusive hilft in Zusammenarbeit mit Weiterbildungsträgern vorhandene Angebote inklusiver zu gestalten. Kursinhalte und Materialien werden verständlich aufbereitet, Bildungscoaches aus dem Projekt unterstützen die Teilnehmenden beim Lernen.
Gerade in Anlernberufen, in denen viele Menschen mit Lernschwierigkeiten tätig sind, ist die berufliche Qualifikation Voraussetzung für eine dauerhafte Beschäftigung und auch für den Wechsel eines Arbeitsplatzes. Wer als Bürohelfer tätig ist, muss z. B. auch an einem Kurs „Erfolgreich im Büro kommunizieren“ teilnehmen können. Eine Helferin im Kindergarten sollte ebenso wie ihre Kolleginnen ohne Behinderung eine Schulung zur Erkältungsprophylaxe belegen können. Das Projekt hilft dabei, dies in Zukunft zu ermöglichen.